Satansball in Moskau

Moskau, Sowjetunion, dreißiger Jahre.
Zwei Schriftsteller debattieren in ihrer Mittagspause im Park
darüber, dass Jesus nie wirklich gelebt hat. Ein Fremder tritt zu ihnen. Er habe Jesus gekannt, er hat gelebt. Mit Kant hätte er gefrühstückt, und weitere Ungeheuerlichkeiten. Den beiden Schriftstellern wird ganz anders: Ein Ausländer, ein Sachverständiger, ein Satan?

Während der eine, wie angekündigt seinen Kopf abgetrennt bekommt, rennt der andere durch Moskau um zu warnen: nachdem er sich in der Moskwa abgekühlt, getauft?, hat, rennt er im Büßerhemd, mit Kerze und Heiligenbildchen durch Moskau. Letztlich endet er natürlich in der Psychiatrie.

Der Teufel besucht Moskau, lädt ein zum irren Satansball in der Stunde zwischen 24 und Null Uhr, Margarita soll sein Ballfräulein werden. Mit Hilfe teuflischer Flugsalbe gelangt sie begeistert dort hin. Zum Dank erhält sie die Möglichkeit mit dem auch in der Psychiatrischen Klinik gefangenen Meister, ihrem Geliebten, auf ewig zusammenleben zu können.
Der Meister hat einen Roman geschrieben, über Pontius Pilatus, den Statthalter Jerusalems. Er erzählt die Kreuzigung Jesus als Lehrstück über die
Inszenierung eines politischen Mordes. Großartig!

„Meister und Margarita“ ist ein tolles Buch, ein wichtiger Roman der russischen Literatur. Es durfte in der Sowjetunion nicht veröffentlicht werden. Es gab eine zensierte Ausgabe in einer Literaturzeitung in den 60er Jahren. Das Buch war in der Bevölkerung sehr bekannt. Die Menschen trafen sich zu Lesungen in privaten Wohnungen, der Text wurde um die fehlenden Passagen ergänzt, handschriftlich abgeschrieben und auswendig gelernt vorgetragen. Erst nach dem Ende der SU durfte das Buch erscheinen.

Michail Bulgakow war kein Russe. Er kam aus Kiew. Wir wissen ja jetzt, dass das in der Ukraine liegt. Sein erster Roman aus den 20er Jahren heißt „Die weiße Garde“. Er schildert die Familie Turbin, die in ihrem Haus in Kiew darauf wartet, dass Familienmitglieder aus dem Krieg heimkehren. Zunächst aus dem Krieg gegen die „Weissen“ und dann gegen die „Roten“, ach ja, vorher auch gegen die Deutschen. Ist Bulgakow ein ukrainischer Schriftsteller?

Das Haus, in dem der Roman spielt, steht heute noch in Kiew und ist ein Bulgakow Museum: Andreassteig Nr. 18, im Stadteil Podil. Wie lange noch?

Der ukrainische Schriftstellerverband hat gefordert russische Autoren zu boykottieren. Was ist ein russischer Autor?

Die beste deutsche Fassung von „Meister und Margarita“
ist von Alexander Nitzberg. Er hat am meisten von
Bulgakows literarischen Ambitionen ins Deutsche gebracht.
Gerade hat Nitzberg sich zum Krieg in der Ukraine geäußert.
Man solle sich zurückhalten mit der Bewertung von Nachrichten bezüglich Russlands. Wenn eine Granate in ein Hochhaus einschlagen würde, könne man ja nicht erkennen von wem diese abgeschossen worden sei…
Außerdem scheut er sich nicht Lawrows Porpaganda weiterzugeben:
Das russische Volk respektiere das ukrainische und betrachte es als Brudervolk…

Guter Übersetzer, aber armer Leuchter!