Infinity – Young man with a horn
Dorothy Baker’s Jazzroman – Eine JazzLesung
Markus Quabeck – Bass,
Mike Haarmann – Schlagzeug
Roland Garbusinski – Saxophon,
Andreas Gerbig – Gitarre,
Holger Schwab – Lesung
Mittwoch, 4. Juli 2018 für 20 € um 20 Uhr im buchladen 46
(Freitag, 8. Juni 2018 – dieser Termin ist ausverkauft)
Infinity ist die neue Band des bonner Bassisten Markus Quabeck
Hier ist ein berühmtes Buch über Jazz, das zum ersten Mal auf Deutsch zu lesen ist.
„Young man with a horn“ von Dorothy Baker erschien schon 1938 in den USA. Es ist die Geschichte des weißen Jungen Rick Martin, der, unter die Schwarzen gefallen, zum besten Jazztrompeter seiner Zeit wird. Es zeigt das Ringen um einen ganz bestimmten künstlerischen Ausdruck einer Gruppe von Musikern, die immer dann richtig loslegen, wenn der eigentliche Auftritt vorbei ist. Damals war Jazz noch eng verbunden mit der
Unterhaltungsmusik: es wurde getanzt.
Zu den Brandenburgischen Konzerten kann man auch tanzen, macht das aber jemand?
Viele Szenen des Buches werde ich nie wieder vergessen. Statt in die Schule geht Rick morgens in eine auf dem Weg liegende Kirche und bringt sich mit Hilfe des Gesangbuches das Klavierspielen bei. Das wird sehr schön beschrieben.
Zufällig kommen einmal die Gemeindemitglieder dieser Kirche dazu.
Die Abendsonne scheint durch das Kirchenfenster auf Ricks blondes Haar
und die schwarzen Gläubigen sehen in ihm einen gottgesandten Engel.
Es entsteht ein Riesenspektakel und für Rick bricht die Hölle los.
Er traut sich nie wieder dorthin.
Rick arbeitet als „Kegelausfsteller“ in einer Kegelbahn, dort lernt er Smoke Jordan kennen. Smoke war eigentlich zum Fegen angestellt. Nach seinem Fegen ist es genauso dreckig wie vorher. Rick versteht, dass für Smoke alles Rhythmus ist und er eben gar nicht fegt, sondern rhythmische Figuren übt.
Eine Freundschaft fürs Leben beginnt und ein gemeinsames Musikmachen: Dass Rick weiß und Smoke schwarz ist, spielt in dem Roman keine Rolle, sehr ungewöhnlich für ein Buch von 1938. Ebenso ungewöhnlich die Schilderung der engen Freundschaft zwischen den beiden Männern, die alles andere „überstrahlt“.
Ungewöhnlich auch, die vielen Szenen in denen das Musikmachen
selber beschrieben wird. Das ist sehr selten zu lesen!
Der Ton des Buches hat mich begeistert.
Dorothy Baker schreibt direkt, ironisch und lustig: cool!
Zu Beginn fasst sie das Buch im Prolog zusammen und nennt die wichtigen Themen. Sie erwähnt Tonio Kröger und die Musik von Bach. Auf diese Fallhöhe begibt sie sich, um dann den Roman so beginnen zu lassen:
„Vielleicht hätte er sich von vornherein nicht mit Negern einlassen sollen.
Es bescherte ihm eine merkwürdige Sicht der Dinge, und die wurde er nicht mehr los.“
Das Buch ist zum ersten Mal auf Deutsch erschienen.
Es heißt hier „Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft“.
Der originale Buchtitel ist „Young man with a horn“.
Das ist nicht ganz unwichtig, Miles Davis nannte als Ehrbezeugung für
dieses Buch, eines seiner ersten Alben so.
Der Titel der deutschen Ausgabe stammt aus der Verfilmung von 1950. (Der Film hieß in der deutschen Fassung „Der Mann ihrer Träume“.) Doris Day singt dort ein Lied, aus dem der deutsche Titel stammt.
Im Film spielen nur weiße Schauspieler. Eine starke Leistung dafür, dass das Buch unter Schwarzen spielt. Der Film gibt das Eigentliche des Buches nicht wieder.
Dorothy Baker, Ich mag mich irren, aber ich finde dich fabelhaft
DTV, 20 €