Mark Twain

„Ich habe der Schule nie erlaubt sich in meine Bildung einzumischen.“

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Eine Visitenkarte mit diesem Zitat verteilen wir hier im buchLaden zur großen Freude aller. Aller? Eine Kundin nahm sie mit in die Schule und hängte sie im Lehrerzimmer auf. Eine Stunde später war sie verschwunden…
Mark Twain musste im Alter von 11 Jahren die Schule verlassen und arbeiten. Sein Vater war gestorben und die Familie ohne Einkünfte. Seine Bildung musste er später in Bibliotheken auf eigene Faust nachholen.

Immer, wenn es ihm nicht gut ging, und bevor er verzweifelte, bekam Mark Twain einen „Humoranfall“. So schildert er es in seiner Autobiografie.
Schicksalsschläge gab es genug in seinem Leben.
Ein paar davon: nicht nur starb sein Vater früh, ein Bruder starb bei einem Schiffsunglück auf dem Mississippi, drei seiner Kinder starben vor ihm, seine Frau war halbseitig gelähmt durch einen Schlittschuhunfall, mehrere Freunde starben bei ihm zu Hause, wo sie gepflegt wurden:
eine Freundin an Cholera, eine an Typhus.
Er sah wie ein Schwarzer von seinem weißen Besitzer erschlagen wurde.

„Das Rauchen aufgeben?
Nichts leichter als das!
Ich habe es schon hundertmal gemacht!“
Mark Twain rauchte 25 Zigarren am Tag.

Mark Twain hieß gar nicht Mark Twain.
Sein richtiger Name war Samuel Clemens Langhorne.
Mark Twain war die Bezeichnung der Mississippi-Lotsen für den zweiten Knoten auf dem Lotsenseil. Ab dieser Tiefe konnten die Schiffe fahren.
Mark Twain war Lotse und es war sein Lieblingsberuf.
Er war frei, kam herum und war wichtig.
Der amerikanische Bürgerkrieg kam dazwischen.

Mein Sohn Samuel ist stolz darauf, so zu heißen (Zufall) wie ein (weiterer) berühmter Schriftsteller, der auch noch viel Geld mit seinen Büchern verdiente. In seiner Schulklasse kennt keiner außer ihm die Bücher „Tom Sawyer“ und „Huckleberry Fynn“. Das dürfte nicht die einzige Klasse sein, in der das so ist.

Huckleberry Fynn gilt vielen Schriftstellern als der Beginn der modernen amerikanischen Literatur. In der neuen Hanser-Übersetzung, die jetzt auch bei dtv erschienen ist, ist das Buch auch lesbar. Twain lässt seine Figuren in Dialekten und Alltagssprache reden, was frühere Übersetzungen nicht verständlich ins Deutsche brachten.

In den USA werden diese beiden Büchern aus Schulbibliotheken verbannt, auf Initiative schwarzer Eltern, weil Schwarze in ihnen Nigger genannt werden.  Das verletze Schwarze in ihrer ethnischen Identität. Das ist ein Massenphänomen in den USA. Es gibt tausende von Titeln (!), die aus öffentlichen Bibliotheken verbannt sind, weil die Leser andere Meinungen nicht aushalten. Fundamentale Christen, die gegen die Evolutionstheorie sind, schaffen das auch hierzulande.

„Der Autor muss Dinge so darstellen, dass die Leute, die ihn andernfalls hängen würden, glauben er mache Spaß.“
Das war lebenswichtig für Mark Twain. Als er als Goldsucher im Wilden Westen nicht mehr weiter wusste, weil er keines fand, hielt er humoristische Vorträge. Die Menschen kamen zu hunderten,
um ihm zu zuhören und lachten sich halb schlapp.
„Die Wahrheit zu erzählen, das ist der größte Witz!“
Er erzählte alle möglichen Klatschgeschichten und nahm kein Blatt vor den Mund. Manche Zuhörer erkannten sich wieder und da musste Twain auch schon mal flüchten! Eine Frau, die alle anderen mit ihrem Lachen ansteckte,
engagierte Twain für die nächsten Vorstellungen.

Mark Twain war der erste Schriftsteller, der seinem Verlag ein Manuskript brachte, das auf einer Schreibmaschine geschrieben war. Seine Verleger haben ihn um riesige Summen betrogen. Als er die Erfindung einer neuartigen Setzmaschine finanzierte und sich selbst dabei ruinierte – die Konkurrenz war schneller – ging er auf Welttournee und verdiente so viel Geld, dass er seine gigantischen Schulden zurückzahlen konnte.

„Die Deutschen lieben ihren Rheinwein.
Vom Essig unterscheidet man ihn durch das Etikett.“
Twain wanderte mit einem Freund durch das Rheintal nach Süden. In Bonn war er auch. Den Neckar befuhr er mit einem Floß. Seine Töchter studierten in Berlin. Er liebte Deutschland. Und er liebte Wien, wo er länger lebte. Er hasste die Burschenschaften. In seinem tollen Buch “Bummel durch Deutschland“ macht er sich ausgiebig über sie lustig. Ebenso schildert er sehr komisch ein Duell nach französischer Art, unterhält sich in Heidelberg mit einem Raben, erzählt großartig Rheinsagen neu. Einmal übernachtet er mit seinem Weggefährten in einem Hotel und ist gekränkt darüber, dass dieser unhöflicherweise sofort einschläft. Wie er sich rächt, ist eine seiner lustigsten Geschichten.

Wir nehmen einfach unsere übliche amerikanische Flagge,
übermalen die weißen Streifen schwarz und
ersetzen die Sterne durch einen Totenkopf mit gekreuzten Knochen!“
Yankees und Ritter mochte Twain gar nicht, obwohl er selber ein Yankee war.
In dem Roman „Ein Yankee aus Connecticut an König Artus Hof“ versetzt Twain einen Amerikaner durch Zufall ins Mittelalter. Sofort baut der die Macht von König Artus aus durch die Einführung von Elektrizität, moderner Waffenproduktion und den Aufbau von Kapital und Demokratie. Am Ende dieses bizarren Buches ist der Yankee umgeben von einem riesigen Leichenberg und findet aus diesem nicht hinaus.

Markt Twain hat sogar das „Tagebuch von Adam und Eva“ geschrieben.
Es endet mit den Worten Adams über Eva:
„Wo sie war, da war das Paradies!“