Gute Bücher

Carrère reich gottes klein

Emmanuel Carrére,
Das Reich Gottes
,
Matthes&Seitz, gb., 524 S., 24.90 €

Goßartiges Buch, das sich genau den Fragen widmet,
die man sich bei dem, was wir täglich als Nachrichten bekommen, stellt. Welche Werte habe ich eigentlich? Welche haben wir als Gesellschaft? Wo kommen sie her? Was sind denn christliche Werte?
Haben sie für mich als Nicht-Gläubigen Sinn?

Der Autor findet eine Kiste voller Hefte in denen er festhielt, wie er in einer tiefen Lebenskrise versuchte gläubig zu werden. Weil ihm das nicht gelang,
beschäftigte er sich mit denen, die zum ersten mal gläubige Christen waren: Paulus und Lukas, Evangelist und Apostel, sowas wie Sancho Pansa und Don Quichotte, wie Carrére sagt.

Über den Umfang des Buches brauchen Sie nicht zu erschrecken: Carrere schreibt sehr gut lesbar!

Genaueres hier im Text des Verlages:
Welches Verhältnis unterhält das Abendland zu seiner eigenen Religion? Emmanuel Carrère stellt sich die Gretchenfrage. Er vertieft sich in die Anfänge des Christentums fragt nach der Kraft, mit der es gelingt, an Dinge zu glauben, gegen die der Verstand rebelliert, und eine revolutionäre Ethik zu vertreten, die den Schwachen zum Starken erklärt. Mal ironisch, mal mit dringlichem Ernst zeichnet Carrère das Fresko einer antiken Welt, die in vielen Zügen unserer heutigen ähnelt. Zwei Lebenskrisen stellen Emmanuel Carrère vor die Frage, wie Menschen an Dinge glauben können, die dem Verstand entgegenstehen. Er begibt sich auf die Fährte des Revolutionärs Paulus und des Intellektuellen Lukas, zwei prägenden Gestalten des Christentums. Carrère zeichnet das Bild einer Welt, die vom Pragmatismus des Römischen Reiches beherrscht ist und doch durchdrungen vom Wunsch nach tieferem Sinn und Gemeinschaft. Immer wieder zieht er Parallelen zum 21. Jahrhundert, gleicht damalige (Un-)Glaubenspraxis mit heutiger ab und füllt sein historisches Gerüst mit einem Nachdenken darüber, worin uns das Christentum mit seiner ungeheuren Umwertung der Werte (die Letzten werden die Ersten sein, Geben ist seliger denn Nehmen.) noch heute berühren kann, ob wir gläubig sind, oder nicht. Emmanuel Carrère verfolgt einen literarischen Weg, der sich über gängige Genredefinitionen hinwegsetzt. Mit seinen so dokumentarischen wie fiktionalen Texten gewinnt er eine zutiefst menschliche Perspektive auf seine Protagonisten und ihre Welt, verwebt seine eigene Lebensgeschichte mit der historischen Darstellung und konfrontiert den Leser mit den unendlichen Facetten des Glaubens und Nichtglaubens. Ob ablehnend oder bejahend:
An den Fragen nach den christlichen Werten, die dieser Roman auf wirft,
kommt heute niemand vorbei.