Reinhold Joppich liest:

Andrea Giovene

Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero –
Ein junger Herr aus Neapel

Neapolitanische Lieder gespielt von Mario Di Leo

Mi., 28. September 2022, 20 Uhr für 20 € im buchLaden 46

!AUSVERKAUFT!

Eine Überraschung aus Italien!
Zum Nobelpreis vorgeschlagen und wieder vergessen: Andrea Giovene.
Zum ersten Mal erscheint in Deutschland die
fünfbändige “Autobiographie des Giuliano di Sansevero”.

Der Autor Andrea Giovene lebte von 1904 bis 1995.
Seine Romanfolge ist inspiriert von der eigenen Lebensgeschichte. 1904 in eine
Adelsfamilie geboren, die er hasste, zur Schule gegangen in einem Benediktiner-Internat, erlebte er das volle 20 Jahrhundert! Süditalien, Paris, London, Griechenland und zwei Weltkriege. Deutschland erlebte er als Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter. Er überlebte versteckt in Berlin. Seine “Autobiographie des Giuliano di Sansevero” versucht auszuloten wie man in solchen Zeiten
ein empfindsamer Mensch bleiben kann.

Wir stellen Ihnen den ersten Band vor.

Unsere Veranstaltung ist eine Projektarbeit von Leonie und Jannis,
den beiden Auszubildenden von buchLaden 46
und dem Verlag Kiepenheuer&Witsch/Galiani

 

Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero:
Ein junger Herr aus Neapel

 

Andrea Giovene wird 1904 in Neapel in die herzogliche Familie di Girasole, deren Vorfahren sich bis ins 11. Jahrhundert zurückverfolgen lassen, geboren. Er verlässt seine Familie früh und besucht zunächst ein strenges Klosterinternat der Benediktiner, studiert Jura, gründet eine eigene Literaturzeitschrift und wird Autor. Der Zweite Weltkrieg beginnt und Giovene wird als Kavallerieoffizier in Griechenland stationiert. Er gerät in Kriegsgefangenschaft und wird über Polen nach Deutschland deportiert. Dort meldet er sich zur Zwangsarbeit auf Bauernhöfen in Norddeutschland. Ihm gelingt die Flucht nach Berlin, wo er das Kriegsende erlebt. Giovene wohnt bis zu seinem Tod 1995 in Italien und London.
Im Zeitraum von 1966 bis 1970 erschienen die fünf, von seiner eigenen Lebensgeschichte inspirierten Romane in Italien. Von Band 1 und 2 ließ er 999 Exemplare zunächst auf eigene Kosten drucken, weil er für sie keinen Verlag fand!
Damit beginnt einer der merkwürdigsten Fälle der italienischen Literaturgeschichte:
Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero wurde schlagartig berühmt und kurze Zeit nach Erscheinen des ersten Bandes für den Nobelpreis vorgeschlagen. Giovenes Werk wurde international gefeiert und in viele Sprache übersetzt – doch nicht ins Deutsche! So schnell, wie diese Romanreihe an Erfolg gewann, so rasch geriet sie wieder in Vergessenheit.
Dem setzt der Galiani Verlag nun etwas entgegen, indem er die vier ausstehenden Bände nacheinander in den nächsten Monaten herausgibt. Diese Veröffentlichung ist die erste vollständige Ausgabe in deutscher Sprache.
Giovenes Held und Erzähler versucht eine nachträgliche Annäherung an sein Seelenleben und sein Empfinden als junger Mensch zu vollziehen, der durch Freundschaft, Liebe, Sexualität und einem, den Menschen stets zugewandten Blick versucht, seine eigene Geschichte zu schreiben. Dabei verliert er nacheinander alle Menschen, denen er auf Augenhöhe begegnen kann. Als LeserIn nähert man sich immer wieder der Frage: Kann man sich unter katastrophalen Umständen ein warmherziges Vertrauen in das Leben bewahren?
Mit eigentümlichen Rhythmus und einer ebensolchen Sprache, die einer gewissen Komik nicht entbehrt, gelingt Andrea Giovene ein menschlicher Blick auf ein individuelles Schicksal in einem unsteten Europa im 20. Jahrhundert.

Andrea Giovene: „Die Autobiographie des Giuliano di Sansevero.
Bd. 1: Ein junger Herr aus Neapel“
Aus dem Italienischen von Moshe Kahn
Mit einem Nachwort von Ulrike Voswinkel
Galiani Verlag, Berlin. 294 Seiten, 26 Euro.