Lecker!

Gäste sollte man danach auswählen,
ob sie zu essen – und zu trinken – verstehen.

Sie sollten eine gute Mischung aus Hemmungslosigkeit und Zurückhaltung besitzen, Freude am Essen haben und sowohl die Zubereitung als auch die Verköstigung als eine Kunst ansehen. Und vor allem sollten die Gäste über die seltene Gabe verfügen, am Tisch zu verweilen. Sie sollten in der Lage, nein, begierig darauf sein, stundenlang – drei, vier oder sechs Stunden – bei einem Essen zu sitzen, ob es nur aus Suppe, Wein und Käse besteht
oder aus zwanzig wunderbaren Gängen.
Mit guten Freunden, gutem Essen und gutem Wein erübrigt sich die Frage:
Wann sollen wir leben, wenn nicht jetzt?

MFK Fisher

   

Es gibt Klassiker der Kochliteratur, die Maßstäbe gesetzt haben und die man unbedingt lesen und als Anregung nutzen sollte. Die beiden Rezeptsammlungen von Marcella Hazan sind solche: Hier sind Rezepte aller italienischen Gerichte versammelt, die man kennen kann und noch mehr Rezepte von Gerichten, von denen man noch nie gehört hat.
Hazan war die Grande Dame der italienischen Kochkultur. Anfang der 1970er schrieb sie in ihrer Kochkolumne über Balsamico. Das hat sie bitter bereut! Sie löste den Balsamico Boom damit aus, dessen Folge eine Masse verpanschter Gerichte und eine Masse verpanschten Balsamicos zur Folge hatte und bis heute anhält…
Ihre beide Rezeptsammlungen sind in wunderschöner Aufmachung hier zum ersten Mal vollständig erschienen. Rezeptsammlungen wohlgemerkt, keine Kochbücher mit Bildern! Das hat den Vorteil, dass man nicht nach einem fremden Bild kocht, das man eh nicht erreicht, sondern das eigene Gekochte als das Beste ansehen kann!

Und dann ist da Elizabeth Davids Buch über die französische Küche.
David hatte sich in den 1950er Jahren vorgenommen, die englische Küche aus ihrem Elend herauszuholen und Englands Esskultur für alle zu verbessern. Das führte zu diesem Kochbuchklassiker, der hier verblüffenderweise zum ersten Mal auf Deutsch erschienen ist. Das Buch erschien 1960 und ist eine Rezeptsammlung mit vielen Ausflügen in die französische Provinz, wie sie heute vermutlich ja kaum noch existiert: durch ihre Art frech und unkompliziert zu schreiben macht es großen Spaß das Buch zu lesen!
Und nachzukochen sowieso!
Alles nach dem Motto: warum kompliziert, wenn es einfach geht. Französische Küche kompliziert? Nix da! Siehe hier, ein tolles Essen für das man nur einen Topf braucht. Schmoren ist nämlich ganz einfach: also Hähnchen füllen mit einer Farce aus schwarzen Oliven, altem Baguette und Zwiebeln, ab im Bräter in den Ofen und schmoren lassen bis es gar ist. Im ausgetretenen Fett kleine (evtl vorgekochte: dann sind es zwei Töpfe) Kartoffeln braten und fertig ist ein köstliches Essen.
Man braucht nur noch den richtigen Topf: aus Gusseisen und von Le Creuset…

1960 zum ersten Mal erschienen, ist Davids Buch bis heute unangefochten gut. Und in Frankreich anerkannt! Sie war eine unabhängige, selbständige Frau: als junge Schauspielerin verliebte sie sich in einen älteren Mann, mit dem sie in den dreissiger Jahren von England ins Mittelmeer segelte! Sie lernten Laurence Durell und Leigh Fermor kennen, wurden als Spione verhaftet, lebten in Griechenland und Ägypten. Nach Ende des Krieges kehrte sie nach England zurück: Mit der Mission das Lebensgefühl des Mittelmeeres nach „Nord“Europa zu bringen. Immerhin gab es so gut wie kein Fleisch in England zu dieser Zeit, viele Menschen hungerten, und Zucchini waren so gut wie unbekannt!

Sind Sie schon ottolenghisiert?
Wir im buchladen auf jeden Fall! Bei so vielen Ottolenghi-Kochbüchern, die wir bisher verkauft haben. Aber auch privat, in der Küche, sind wir ottolenghisiert! Denn Ottolenghi-Kochbücher sind alle ein Genuss: von der Aufmachung, von den schönen Bildern und den Rezepten, die tatsächlich, hält man sich an sie, richtig gut funktionieren und auch komplizierte Leckereien gelingen lassen. Ich habe einen neuen Zugang zu vielen Gemüsen bekommen und mag inzwischen auch Rosenkohl, Rote Beete und Kürbisse, gerne ottolenghisch gebraten.
Neu ist jetzt das Nachtisch Kochbuch „Sweet“, das ganz großartig ist und vor Zucker nur so trieft!

 


Wer hätte gedacht, dass der Suhrkamp Verlag eines Tages Kochbücher verlegt!
Und diese Kochbücher sind gut.
Monsieur Vuong – das bekannte Restaurant in Berlin gibt seine Rezepte preis,
Walter Mayer schreibt eine Kulturgeschichte des Brotbackens in den letzten 80 Jahren. Er kommt aus einer Bäcker Familie.
Und Cara Nicoletti kocht Gerichte nach, die sie in ihren Lieblingsbüchern fand.
Alle drei Bücher sind erzählte Sach- und Kochbücher und machen großen Spaß, zur Not auch ohne zu kochen.